Die Texte von Franz Kafka (1883-1924) werden ja allzu häufig als düster, verworren und tendenziell als Ausdruck von Verzweiflung wahrgenommen. Viel wurde geschrieben über das schwierige Verhältnis zu seinem Vater, über den anonymen und doch alles überwachenden Machtapparat der Gerichtsbarkeit in dem Roman „Der Prozess“ oder die Vorwegnahme der schlimmsten Menschheitsverbrechen im zweiten Weltkrieg in seiner Erzählung „In der Strafkolonie“.
Darüber hinaus steht der Name Kafka für nahezu pathologisches Einzelgängertum und einer neurotischen Schuld- und Komplexbehaftung, tendenziell eher für Lebensunfähigkeit als für Lebenskunst.
Diese Performance lässt alles, was wir über den Menschen Franz Kafka zu wissen glauben, links liegen und widmet sich konsequent und hingebungsvoll dem Eigentlichen: Der Kraft und Schönheit seiner Sprache.
So werden die drei Erzählungen „Kinder auf der Landstraße“ (1903), „Die kleine Frau“ (1923) und „Das Urteil“ (1912), sowie das Fragment „Der grosse Schwimmer“ (1920) nicht einfach nur in einer „szenischen Lesung“ vorgetragen, sondern mit den Mitteln des Schauspiels in Form eines dramatischen Monologs sinnlich erfahrbar gemacht.
Der Zuschauer wird nicht mit einer klar eindeutigen Interpretation seiner Texte konfrontiert – was auch aufgrund der stets vorhandenen Ambivalenz bei Kafka unmöglich wäre – sondern er wird ermutigt, sich ein eigenes Bild von den erzählten Geschehnissen, diesen im besten Sinne Goethes „unerhörten Begebenheiten“ zu machen.
Der Schauspieler Carsten Stumpe, Initiator, Performer und Regisseur dieser theatralen Solo-Performance sagt dazu:
„Mir geht es darum, den Text und die Sprache Kafkas möglichst wertneutral, klinisch genau, klar und einfach zu präsentieren. Die Bilder, welche seine Texte beschwören, haben eine so starke Eigendynamik und stehen gleichzeitig so sehr für sich, dass eine richtungsweisende Interpretation des Stoffes oft wenig Sinn ergibt. Ich will Kafka auch nicht interpretieren. Jeder Zuschauer soll bitte seinen eigenen, persönlichen Kafka-Film im Kopf haben. Was der eine heraushört, das sieht die nächste vielleicht ganz anders. Insofern wünsche ich mir eine lebhafte Diskussion über das Gesehene, Gehörte und Erlebte. Das macht Theater für mich aus.“
Carsten Stumpe, geboren 1975 in Bochum, lebte 20 Jahre in Köln und ließ sich dort privat zum Schauspieler ausbilden. Er war jahrelang in diversen Tourneetheater-Ensembles unterwegs und hat auf vielen freien Bühnen gestanden.
„CITIZEN K – 100 JAHRE OHNE KAFKA. Ein Kafka-Parcour mit drei Erzählungen und einem Fragment“ ist seine erste eigene Inszenierung und gleichzeitig Teil eines literarischen Solo-Schauspiel-Projekts, das sich seit 2019 stetig weiterentwickelt.
Der literarische Abend widmet sich in Form eines dramatischen Monologes den Erzählungen „Kinder auf der Landstraße“ (1903), „Eine kleine Frau“ (1923) und „Das Urteil“ (1912), sowie dem unvollendeten Fragment „Der grosse Schwimmer“ (1920) von Franz Kafka (1883-1924).
Es geht um die Themen Aufbruch, Selbstbestimmung, sowie das Treffen von wegweisenden Entscheidungen, aber auch um das Vertagen und Aussitzen. Kindheit, Frau und Vater. Letztlich geht es um alles. Aber urteilen Sie selbst…
„Die Geschichte ist wie eine regelrechte Geburt mit Schmutz und Schleim bedeckt aus mir herausgekommen.“
„Ich will schreiben mit einem ständigen Zittern auf der Stirn.“
„Du bist die Aufgabe. Kein Schüler weit und breit.“
Text: Franz Kafka
Spiel, Konzept & Regie: Carsten Stumpe
Daten
21, 25. & 28. Juli 2024
Beginn
20:00 Uhr
Einlass ab 18:00 Uhr
Preise
11,90 € – 51,90 €